Wie steht's bei Dir so untenrum?

Wie steht's bei Dir so untenrum?

Sexuelle Gesundheit – dieser Begriff klingt sperrig und irgendwie auch ein bisschen verschämt. Ein Thema, über das man nicht gerne spricht: Immerhin geht es hier um Dinge wie Chlamydien, Gonorrhoe, Kondom ja oder nein. Dabei ist es höchste Zeit, Aufklärung und Prävention über STD/STI voranzutreiben.

Was sind STD/STI?  

STD (sexually transmitted diseases) bzw STI (sexually transmitted infections) ist ein Sammelbegriff für sexuell übertragbare Krankheiten und bezeichnet eine Gruppe von Infektionen, die durch sexuellen Kontakt übertragen werden können. STDs werden auch manchmal als STIs bezeichnet. Es gibt viele verschiedene Arten von STDs, die entweder durch Viren oder Bakterien übertragen werden. Dazu zählen unter anderem Chlamydien, Gonorrhö (Tripper) und HPV.

Dass sexuelle Gesundheit bislang leider kein großes Thema in Deutschland war, sieht man an der Studienlage: Die bislang erste bundesweite wissenschaftliche Studie zum Thema sexuelle Gesundheit stammt aus dem Jahr 2019 und befindet sich derzeit in der Auswertung. Die GeSiD-Studie (Gesundheit und Sexualität in Deutschland) wird vom Institut für Sexualforschung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) durchgeführt. Erste Ergebnisse zeigen: Weniger als die Hälfte der Menschen in festen Beziehungen spricht mit dem Partner oder der Partnerin über STI bevor sie Sex haben. Interessant ist der Vergleich der unterschiedlichen Altersgruppen, denn hier gibt es deutliche Unterschiede: Während von den heute 66- bis 75-Jährigen nur 9% vor ihrer ersten sexuellen Erfahrung mit einem neuen Partner oder einer neuen Partnerin über STI gesprochen haben, sind es bei den heute 18- bis 25-Jährigen mehr als 40%. Heterosexuelle Paare thematisieren dies hierbei seltener als lesbische, schwule und bisexuelle Paare.

Wie infiziere ich mich mit STIs?

STIs wie Chlamydien, Gonorrhö oder HPV werden durch ungeschützten vaginalen, analen oder oralen Sex übertragen. Laut einer Befragung des Deutschen Ärzteblatts aus dem Jahr 2017 sind besonders Personen gefährdet, die ungeschützten Sex haben – innerhalb oder außerhalb einer festen Partnerschaft. Kondome können das Risiko einer Übertragung verringern, bieten aber keinen vollständigen Schutz.

Was sind Chlamydien und wie sind die Symptome?

Chlamydien sind ein Frauenthema – oder? Nein, an Chlamydien können sowohl Männer als auch Frauen erkranken. Chlamydien sind eine der häufigsten bakteriellen Infektionen, die durch sexuellen Kontakt übertragen werden können. Die Infektion wird durch das Bakterium Chlamydia trachomatis verursacht und kann sowohl Männer als auch Frauen betreffen. Chlamydien sind mit etwa 100 Millionen Neuinfektionen pro Jahr weltweit der häufigste bakterielle sexuell übertragbare Erreger. Hierzulande wird von rund 300 000 Infektionen pro Jahr ausgegangen, die höchsten Infektionsraten finden sich bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Chlamydien-Infektionen können zu unterschiedlichen Symptomen führen, aber in vielen Fällen verursachen sie keine Symptome und bleiben unentdeckt. Wenn Symptome auftreten, können diese einige Tage bis Wochen nach der Infektion erscheinen und umfassen: Schmerzen beim Wasserlassen, ungewöhnlicher Ausfluss aus dem Penis oder der Vagina, Bauch- oder Beckenschmerzen, Schmerzen oder Blutungen beim Geschlechtsverkehr.

Wenn eine Chlamydien-Infektion nicht behandelt wird, kann sie schwerwiegende Komplikationen verursachen, wie z.B. Unfruchtbarkeit bei Frauen, chronische Beckenschmerzen, Eileiterschwangerschaften oder Entzündungen der Nebenhoden bei Männern. Unbehandelt können Chlamydien sich auch in den Gelenken ansiedeln und so eine Arthritis verursachen.

Eine Impfung gegen Chlamydien gibt es bislang nicht. Infiziert, werden Antibiotika zur Behandlung eingesetzt. Dabei empfiehlt sich eine Partnerbehandlung, denn die Wahrscheinlichkeit einer bakteriellen Übertragung ist sehr hoch. Relevant sind hier die Sexualpartner der vergangenen 60 Tage.

Chlamydien sind also ein wichtiges Thema für alle Geschlechter, wenn es um STI geht – dennoch sind Chlamydien laut der GeSiD-Studie bei Frauen weitaus bekannter als bei Männern. 15,6% der befragten Frauen kannten die Erkrankung, bei den Männern waren es nur 7,8%.

Was ist Gonorrhö und wie sind die Symptome? 

Genau andersherum verhält es sich bei Gonorrhö: Gonorrhö ist eine bakterielle Infektion, die durch das Bakterium Neisseria gonorrhoeae verursacht wird und durch sexuellen Kontakt übertragen werden kann. Diese Infektionskrankheit wird umgangssprachlich auch Tripper genannt. 43,9% der befragten Männer kennen Gonorrhö, bei den Frauen sind es nur 33,3%. Dabei betrifft die Infektion sowohl Männer als auch Frauen und kann zu verschiedenen Symptomen führen. Bei Männern können Schmerzen beim Wasserlassen, Schmerzen oder Empfindlichkeit im Hodenbereich und Ausfluss aus der Harnröhre auftreten.  

Bei Frauen kann es bei einer Gonorrhö-Infektion ebenfalls zu Schmerzen beim Wasserlassen und Empfindlichkeit im Unterleib kommen. Weitere Symptome können Ausfluss und Schmerzen oder Blutungen beim Sex sein. 

In einigen Fällen treten bei Gonorrhö keine Symptome auf und die Infektion bleibt unentdeckt. Wenn Gonorrhö nicht behandelt wird, kann es aber zu schwerwiegenden Komplikationen führen, wie zum Beispiel Unfruchtbarkeit bei Frauen und Männern, Beckenentzündung, Infektionen der Harnwege und Prostataentzündungen. 

Eine rechtzeitige Behandlung mit Antibiotika kann die Infektion heilen und Komplikationen verhindern. Es ist wichtig, regelmäßig auf Gonorrhö getestet zu werden, insbesondere wenn man sexuell aktiv ist oder einen neuen Sexualpartner hat. 

Was ist HPV und wie sind die Symptome? 

HPV steht für "humanes Papillomavirus". Dabei handelt es sich um eine sehr häufige Virusinfektion, die durch sexuellen Kontakt übertragen wird. Es gibt viele verschiedene Arten von HP-Viren, und einige davon können zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen. 

HPV kann zu Genitalwarzen führen, die Schmerzen, Juckreiz und Unbehagen verursachen können. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle Arten von HPV auch Symptome verursachen. Einige Arten von HP-Viren können Krebs verursachen, einschließlich Gebärmutterhalskrebs und Krebs im Rachenbereich.  

HPV wird durch ungeschützten vaginalen, analen oder oralen Sex übertragen. Kondome können das Risiko einer Übertragung verringern, bieten aber keinen vollständigen Schutz. Eine Impfung gegen HPV ist sowohl für Frauen und Männer möglich und wird empfohlen, um das Risiko von HPV-Infektionen und HPV-bedingten Krebsarten zu reduzieren. 

Es ist wichtig, regelmäßig auf HPV getestet zu werden, insbesondere wenn man sexuell aktiv ist oder einen neuen Sexualpartner hat. 

Aufklärung ist eine Generationenfrage 

Die jungen Leute sind weniger aufgeklärt und verantwortungsloser? Das stimmt so nicht, zumindest wenn man die ersten Ergebnisse der Studie betrachtet: Wie bereits oben erwähnt, reden in der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen mehr als 40% der Befragten über STIs wie Chlamydien oder Gonorrhö. Auch Verhütung ist bei den Jüngeren ein größeres Thema. Doch: Über Kondome zu sprechen, bevor man mit einem Partner oder einer Partnerin sexuell aktiv wird, ist selbstverständlicher, als über sexuell übertragbare Infektionen (STI) zu sprechen. In der jüngsten Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen haben dies drei Viertel aller Männer und Frauen getan. Im Vergleich der Altersgruppen wird deutlich, dass die jüngeren Altersgruppen häufiger über den Gebrauch von Kondomen sprechen. Bei den 46- bis 55-Jährigen sind es nur noch 53%. 

Das Alter hat laut Studie einen deutlichen Einfluss auf die Informiertheit über sexuell übertragbare Infektionen (STI): Grundsätzlich zeigen sich die jüngeren Altersgruppen (18- bis 35-Jährige) in Bezug auf viele STI deutlich besser informiert als ältere Menschen. So konnten ca. 20% der 18- bis 35-Jährigen Chlamydien spontan nennen, bei den 66- bis 75-Jährigen waren es nur 3%. Eine Ausnahme von diesem Trend bilden Syphilis und Gonorrhö/Tripper. Bezogen auf diese beiden STI zeigen sich die Altersgruppen ab 46 Jahren ebenso gut oder sogar leicht besser informiert als die jüngeren.   

Dass die Bekanntheit der verschiedenen STI bei der jüngeren Generation insgesamt höher ist, hängt vermutlich damit zusammen, dass für die jüngeren Jahrgänge einerseits sexuelle Bildungs- und Aufklärungsangebote in der Schule weiter verbreitet waren und andererseits im Rahmen der schulischen Sexualaufklärung auch häufiger über Chlamydien, Gonorrhö und andere STIs gesprochen wurde. 

Darüber reden – das fällt jungen wie alten Menschen schwer 

Obwohl STIs für sexuell aktive Männer und Frauen jeder Altersgruppe ein wichtiges Thema sein sollte, scheint gerade beim Arztgespräch eine besondere Hemmnis vorzuliegen: Nur eine Minderheit von Personen hat jemals mit einem Arzt oder einer Ärztin über HIV/AIDS, Chlamydien, Gonorrhö oder andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) gesprochen. Das ist zumindest ein Ergebnis der GeSiD-Studie. Auch hier findet sich wieder der Generationen-Gap: Jüngere Menschen sprechen häufiger als ältere und Frauen häufiger als Männer mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin über STI. Junge Frauen bis 35 Jahre haben am häufigsten den Wunsch nach mehr ärztlicher Beratung.  

Wie kann ich mich auf Chlamydien testen lassen?

Chlamydien können durch vaginalen, analen oder oralen Sex übertragen werden. Kondome können das Risiko einer Übertragung verringern, aber sie bieten keinen vollständigen Schutz. Eine rechtzeitige Behandlung mit Antibiotika kann eine Chlamydien-Infektion heilen und Komplikationen verhindern. Es ist wichtig, regelmäßig auf Chlamydien getestet zu werden, insbesondere wenn man sexuell aktiv ist oder einen neuen Sexualpartner hat. Bei Verdacht auf eine Chlamydien-Infektion wird eine Abstrichprobe oder eine Urinprobe genommen (Erststrahlurin).

Die Urinprobe wird im Labor auf Chlamydien-DNA untersucht. Die Abstrichprobe wird dagegen vom Arzt oder der Ärztin aus dem Gebärmutterhals bzw der Harnröhre entnommen.

Solche Tests werden beim Arzt oder der Ärztin nicht routinemäßig, sondern nur bei akuten Symptomen angeboten.

Quellen:

Infoblätter-GeSiD.pdf   Studie - GeSiD    Ausgabe_A (stiftung-gssg.org) 

Zurück zum Blog

Unsere beliebtesten Tests